2019 kam es im von der Firma ORS betriebenen, sogenannten „Asylrückkehrzentrum“ am abgeschiedenen Bürglkopf bei Fieberbrunn, Tirol, zu einem Hungerstreik, an dem sich ursprünglich rund 40 der dort festgehaltenen Menschen mit negativen Asylbescheiden beteiligten. Aktivist*innen aus Innsbruck, die davon gehört hatten, besuchten jenes vom UNHCR wegen seiner menschenunwürdigen Zustände kritisierte Abschiebelager, um mit den dort festgehaltenen Leuten zu sprechen. Eine von ihnen war Gina Disobey, und ihre Erfahrungen dort verarbeitete sie zu ihrem allerersten Song.
„I’ve been in Bürglkopf for more than eight months“, sprechsingt sie darin, „I’ve left my family and lost everything that I’ve got / Life is harder you know, and I feel like I’m trapped / I can’t sleep and also I’m really stressed / So decided to send an S.O.S. hope you come for help.” Alles Zitate aus den Interviews, die Gina Disobey mit den Internierten geführt hatte, gipfelnd in einem wütend in Welt gerufenen Refrain: „Seeking asylum is not a crime, it’s a human right!“
Jener erste Gehversuch als Singer-Songwriterin sollte diesen Februar auf Anhieb den jährlichen FM4 Protestsong-Contest gewinnen und nicht nur Gina Disobey, sondern auch ihrem Anliegen zu medialer Aufmerksamkeit verhelfen. In einem Interview mit der Online-Show Postmodern Talking aus dem Innsbrucker PMK erinnerte sie sich an die Bedingungen im Lager: „Es ist wahrscheinlich Absicht, so psychischen Druck auf die Menschen auszuüben, bis man komplett verzweifelt. Diese Interviews, die ich da geführt habe, werd ich nie vergessen: ‘Lieber sterben als weiter da leben zu müssen.’ Ich hab mich in dem Moment so machtlos gefühlt und mitgefühlt, wie schlimm die Situation dort war. Und ich hab mir gedacht, mit einem Song könnte ich vielleicht mehr Menschen erreichen und irgendwie irgendwas dagegen unternehmen.“